Provider "bestreiken" am Dienstag das Internet

Ein Kostenzwist legt die Datenautobahn lahm

   FRANKFURT. — Für deutsche Internet-Nutzer könnte der kommende Dienstag zum schwarzen Tag werden, wenn sie den Netzzugang von Wissenschaftseinrichtungen nutzen oder sich von außen bei diesen einwählen müssen.

   Am 25. November wollen 16 große kommerzielle Anbieter von Internet-Zugängen, sogenannte Internet Service Provider, ihre Datenverbindungen zum deutschen Forschungsnetz (DFN) kappen, wie Andreas Bäß vom Provider DPN gestern in Frankfurt mitteilte. Hintergrund ist ein Kostenstreit zwischen den Providern und dem vom Bund subventionierten Netzbetreiber, dem DFN-Verein.

   Die auf Dienstag begrenzte Aktion ist nur eine Drohgebärde, mit der die Provider demonstrieren wollen, was passiert, wenn sie wie angekündigt zum Jahresende ihre Direktverbindungen zum Forschungsnetz endgültig kappen. Zwar ist der Datenaustausch zwischen den zum Forschungsnetz gehöhrenden Wissenschaftseinrichtungen und allen anderen Internet-Nutzern trotzdem möglich, allerdings nur auf dem Umweg über die USA.

   Bäß erklärte, die Provider würden die auszutauschenden Daten dann auf ihren bisher unausgelasteten USA-Leitungen über den Atlantik transportieren, von dort müßten sie über die beiden voll ausgelasteten USA-Leitungen des DFN wieder zurück nach Deutschland geholt werden und umgekehrt. Damit verzögere sich der Datenaustausch erheblich.

   Gegenstand des Streits sind die Direktverbindungen zum Forschungsnetz, die die Provider unterhalten. Für sie müssen die Unternehmen nach Bäß' Angaben jährlich insgesamt 4,8 Millionen DM Gebühren und Leitungskosten zahlen. Billiger wäre für die Provider jedoch eine gemeinsame Verbindung. Deshalb haben sie dem DFN-Verein vorgeschlagen, einen zentralen Verbindungspunkt in Frankfurt einzurichten, für den sie in den nächsten zwei Jahren jeweils eine halbe Million DM zahlten. Danach soll der Datenaustausch via Internet gebührenfrei erfolgen.

   Die Provider verweisen zur Begründung darauf, daß nicht nur Internet-Nutzer von außen auf die Angebote der Wissenschaftseinrichtungen zugreifen, sondern umgekehrt auch Forscher und Studenten auf die von den Providern transportierten Daten von Unternehmen, Behörden oder Privatleuten. Der DFN-Verein muß dafür jedoch nicht an die Provider zahlen.

Quelle: NZ Nr. 270/1997 (Samstag, 22. November 1997), Seite 8: Wirtschaft


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