Liebe Leserin,
lieber Leser,
vielleicht hast Du ja schon den Artikel
über unseren Wien-
Wer eine Reise tut, der hat etwas zu erzählen, und da unser Urlaub etwas länger ausgefallen ist als der vorangegangene, wurde unser Reisebericht ebenfalls etwas umfangreicher, und es ließ sich leider nicht vermeiden, daß er hier und da auch etwas informativer wurde.
Der Artikel ist nicht unbedingt dazu gedacht, in einem Stück von vorne bis hinten durchhetzt zu werden; vielmehr sollte man – wie in einem Lexikon – hin und wieder darin nachschlagen und herumschmökern und auf den verschlungenen und unerfindlichen Pfaden seiner zahlreichen Verweisungen wandeln.
Wer genau hinschaut, wird auch dieses Mal so manche Anekdote entdecken, die zum
Schmunzeln anregt. Wir hoffen daher, daß es uns einmal mehr gelungen ist, in bester
EIERKOPF-
acqua minerale, also Mineralwasser, gibt
es grundsätzlich in den Ausführungen naturale
(ohne) und gassata (mit Kohlensäure),
wobei letztere auf den Flaschen im
allgemeinen als frizzante bezeichnet wird,
an wirklich allen Ecken, Kurven und Geraden
für wenig Geld, d. h. die übliche
1,5-
ältere Herrschaften gibt es in Italien relativ viele, denn man hat die weltweit niedrigste Geburtenrate. Ä. H. trifft man auf Stühlen am Straßenrand, beim barbiere oder auch auf Vespas.
Anfahrt, die A. mit dem Auto verläuft über die E45 (=A9, A99, A8, A93, AU-A12, AU-A13, I-A22) um München herum an Rosenheim, Kufstein und Innsbruck vorbei, über den Brenner, vorbei an Verona und Modena und schließlich auf der E35 (=I-A1) an Bologna vorbei bis Florenz, anschließend weiter auf sogenannten superstrade. Nach Montaione war sie ca. 880 Kilometer lang und dauerte – ohne größere Staus, da an einem Sonntag – knapp neun Stunden. Die Überquerung des Brenners kostet derzeit knapp 20 DM, für die italienische Autobahn (autostrada) bis Florenz muß man gut 40 DM einplanen.
Bahn, die B. ist in Italien recht günstig, so kosten 50 km hin und zurück beispielsweise noch unter 10 DM. Nach Florenz sollte man deshalb – und ich sage das als passionierter Automobilist – überhaupt nur mit der B. fahren, der B.hof liegt dort auch recht zentral.
Banken sind nur über eine Art dick verglaste
Schleuse zu betreten und/
barbiere übersetzt unser Eurowörterbuch schlicht mit »Herrenfriseur«, was diesem Phänomen jedoch nicht annähernd gerecht wird, da der b. weniger dem schlichten Haareschneiden als vielmehr zumeist glatzköpfigen älteren Herren als eine Art KoMuZi dient.
Benzin ist in Italien deutlich teurer als
bei uns, außerdem gibt es nur Super (con
e senza piombo); Normalbenzin wurde abgeschafft.
Man sollte gegebenenfalls also
geschickterweise in Deutschland und/
Bildatlas, ein B., z. B. der über die Toskana und Florenz von der Zigarettenmarke mit dem cholerischen Werbemännlein ist zwar weniger handlich und informativ als ein Reiseführer, stellt aber mit seinen vielen großen bunten Bilderchen und Straßenkarten eine interessante Ergänzung zu diesem dar. Während die Zeitschrift test einen B. in erster Linie zur Einstimmung auf eine Reise empfiehlt, finden wir es viel schöner, im Nachhinein im B. zu blättern und dabei in Erinnerungen zu schwelgen. (Leihe)
Briefmarken (italienisch francobolli) gibt
es vereinzelt dort, wo es Ansichtskarten
gibt, vielleicht sogar beim OBI in Pontedero,
im allgemeinen aber – wie nicht anders
zu erwarten – auf Postämtern.
Wenn es dort welche gibt.3)
Es könnte nämlich auch vorkommen, daß
der nette aber leider extrem kurzsichtige
Schalterbeamte mit einer dafür umso längeren
Leitung minutenlang in seinem Briefmarkenalbum
herumblättert, immer wieder
innehält, um aus etwa zwei Zentimeter
Abstand den Wert der Briefmarken auf
der gerade aufgeschlagenen Seite zu entziffern,
und schließlich resignierend feststellt,
daß er keine francobolli da settecentocinquanta
lire (vgl. Porto) vorrätig
hat, womit ich dann mit meinem auswendig
gelernten Sprüchlein aus dem
Sprachführer am Ende gewesen wäre.
Geschickt gilt es nun, den guten Mann in
eine English Conversation (vgl. Landessprache) zu verwickeln, an deren Ende der
Vorschlag steht, statt der ursprünglich gewünschten
Marken doch »two stamps for
four hundred and fifty and four stamps
for one hundred and fifty lire« zu nehmen,
auf den der entnervte, aber stets
freundliche Beamte dann auch eingeht,
wenngleich er als Summe stutzend
1400 Lire ermittelt und schließlich auf
400 Lire rausgibt. Eine besondere Variante
von 3 für 2.
Burghy ist die italienische Antwort auf
McDonald's. Die Preise scheinen jedoch
eher auf Burger-
Caffè, wer einen C. bestellt, bekommt in Italien üblicherweise einen Espresso, in dem der mitgelieferte Löffel unter Umständen auch schon mal stehen bleibt. Für Herzpatienten oder passionierte Früchteteetrinker ist ein C. also weniger empfehlenswert.
cameo, Dr. Oetker.
Cappuccino, ein echter C. besteht aus Espresso (bzw. caffè), aufgeschäumter Milch und eventuell Schokoflocken, jedenfalls bitte nicht aus Kaffee mit Sahnehäubchen, und sollte maximal 2,5 DM kosten. (vgl. Nannini)
Chianti, »zu den Grundkenntnissen über toskanisches Leben gehört ein mindestens oberflächliches Wissen über den typischen Wein der Toskana, den C. Man sollte zu unterscheiden verstehen zwischen dem kräftigeren C. Classico, der den schwarzen Hahn zum Emblem hat, und dem leichteren, sanfteren C. Putto mit der weinlaubumrankten, nackten Kindergestalt als Markenzeichen.« Soweit der Bildatlas; wir meinen: Classico hin, Putto her – eine Flasche handelsüblichen C. reicht allemal aus, um zwei nicht allzu trinkfesten ehemaligen Eierkopfredakteuren einen herrlichen Schwips zu verpassen.
Ciao ist nicht nur ein italienischer Gruß
unter Freunden und jungen Leuten, sondern
auch die italienische Variante des Pizza-
coperto, da in italienischen Gaststätten weit weniger an den Getränken verdient wird als in vergleichbaren deutschen (vgl. acqua minerale), mußte man sich hier eine neue Abzocke einfallen lassen und nannte sie c., was nichts anderes bedeutet, als daß für jede Person ein paar tausend Lire extra fürs Gedeck berechnet werden. Alternativ gibt es einen zehnprozentigen Aufschlag für den servizio.
Abb. 1: | 3 für 2? |
3 für 2 ist der große Hit in Italiens Supermärkten. Wo es bei uns nur plumpe Sonderangebote gibt, glänzt man hier mit 3 f. 2. (vgl. Abb. 1)
Dr. Oetker heißt jetzt cameo.
Eintrittsgelder schwanken stark, summieren
sich schließlich aber so oder so ins
Unermeßliche (Kleinvieh-
Eis (italienisch gelati) gibt es in Italien
wie Pizza praktisch an jeder Ecke. Meist
bezahlt man hier nicht für die Anzahl der
gewählten Kugeln, sondern für die Größe
des Bechers (coppa) bzw. der Waffel (cono).
Sti(e)lecht ist die gelateria sowieso
nur, wenn das E. nicht kugelweise portioniert,
sondern mit einem speziellen Spachtel
unförmig angeklatscht wird.
Schmackhaft ist aber auch das Fertig-
Eldorado, Langnese.
Eurowörterbuch, ein Deutsch–
Abb. 2: | strappare! |
Fernsprecher, öffentliche F. findet man
als reine Kartentelefone und als kombinierte
Karten-/
Dafür beherrschen die reinen Karten-
Florenz (italienisch Firenze) ist mit gut 400.000 Einwohnern die Hauptstadt der Toskana. Auch hier gibt es ältere Herrschaften, Banken, Chianti, Fernsprecher, Kirchen (bzw. einen Dom, der gleichzeitig den fehlenden Turm ersetzt), Klospülungen, Pizza, Quittungen, einen Wochenmarkt und jede Menge Vespas. Für nähere Details verweisen wir auf den entsprechenden Reiseführer, wobei wir insbesondere den vormittäglichen Besuch der zentralen Markthalle (Nr. 48) empfehlen möchten.
Fremdwörter, typische italienische F. sind »Helmpflicht«, »Geschwindigkeitslimit« und »Geschwindigkeitstrichter«, »Ladenschluß« und »Mülltrennung«.
Glühwürmchen sind in der Toskana –
zumindest auf dem Lande – fast so häufig
wie ältere Herrschaften. Hobbyentomologen
seien jedoch darauf hingewiesen,
daß den meisten G. den Heimtransport in
Tupper®-
ingresso heißt »Eingang«. (vgl. uscita)
Kirchen, nett anzusehende K. und vor allem Dome gibt es in der Toskana mehr als genug. Zu deren Besichtigung sollte man – worauf jeder Reiseführer oder Kunstlehrer, der etwas auf sich hält, gerne hinweist und wie auch am jeweiligen ingresso auf entsprechenden Piktogrammen dargestellt ist, angemessene Bekleidung tragen, die Schultern und Knie bedeckt. Wir haben allerdings auch mit etwas kürzeren Hosen nirgendwo Probleme bekommen und können bislang auch im großen und ganzen noch recht ruhig schlafen.
Klospülungen, hinsichtlich K. scheint die gesamte Toskana von einem einzigen Hersteller beliefert zu werden, dessen Produkt dafür konkurrenzlos interessant ist: Nach dem Drücken plätschert für einige Minuten ein armseliges Rinnsal die Toilette herab, bevor sich schließlich der Rest des Wasserkastens ohne Vorwarnung und aus heiterem Himmel mit einem einzigen großen Schwall entleert. Man kann Wetten darüber abschließen, wer die von uns so getaufte längste Vorspülzeit zustande bringt.
Kriminalmuseum, ein K. befindet sich in
San Gimignano an der zentral gelegenen
Piazza della Cisterna. Man kann dort allerlei
Folterinstrumente von der gemeinen
Daumenschraube über Streckbänke aller
Art bis hin zur Eisernen Jungfrau von
Nürnberg bewundern und lernt nebenbei
noch recht praktische Dinge, beispielsweise
daß es vorteilhaft ist, den Delinquenten
kopfüber aufzuhängen, um ihn bei lebendigem
Leib durchzusägen, da so die Blutzufuhr
zum Gehirn trotz des naturgemäß
unvermeidlichen hohen Blutverlustes noch
lange genug gewährleistet ist, damit das
Opfer wenigstens bis zum Nabel bei vollem
Bewußtsein bleibt.
Viele Gerätschaften und etliches an
Know-
Landessprache ist in der Toskana zweifelsohne
Italienisch. Angeblich (so jedenfalls
der Reiseführer) soll hier sogar ein
besonders deutliches Italienisch gesprochen
werden, da Italiens wichtigste Schriftsteller
aus der Gegend stammten (vgl. Toskana).
Von den Antworten auf unsere auswendig
gelernten Fragen aus dem Sprachführer
haben wir allerdings dennoch nie (mehr
als) ein Wort verstanden.
Der besondere Kniff besteht jedoch auch
darin, auf einfachste Fragen, wie »A acqua
minerale gassato?« auszuführen, daß
man den Laden nun seit mehr als zwanzig
Jahren innehabe und acqua minerale gassato
führe und stets vorrätig habe, solange
man denken könne, und zwar in einem
halben Dutzend Sorten mit jeweils dreierlei
Packungsgrößen und -formen und überhaupt
mehr als genug, gleich da hinten.
Wie konnten wir nur fragen?
Man bekommt letztlich im allgemeinen
schon, was man will. Notfalls sollte man
spontan ins Englische verfallen – weniger,
weil die Italiener dies besonders gut beherrschten,
sondern vielmehr, weil sie davon
gerade keinen blassen Schimmer haben,
daher plötzlich äußerst wortkarg und
somit sehr viel verständlicher werden.
Langnese heißt jetzt Eldorado, nicht etwa Eskimo.
Leihe, wer nun auf den Geschmack gekommen ist und gerne selbst einmal in die Toskana fahren möchte, kann sich die in diesem Artikel erwähnten einschlägigen Bücher (Reiseführer, Bildatlas, Sprachführer, Eurowörterbuch) und Zeitschriften (test) sowie die nicht eigens erwähnten Straßenkarten unter Beachtung der einschlägigen Grundsätze des bürgerlichen Rechts, insbesondere der §§ 604–606, eventuell auch von uns ausleihen. Eine kleine Spende für den EIERKOPF sollte aber schon drin sein.
Lire, hierbei handelt es sich zum einen
um den Plural von lira, zum anderen um
die italienische Währung. Vor zwei
Jahren waren 1000 L. noch ca. 1,4 DM
wert, heute kann man grob sagen:
1000 L. entsprechen 1 DM, was irgendwie viel angenehmer
ist als die ständige Rechnerei mit
den Schillingen. Die lira ist also nicht unbedingt
das, was man gemeinhin als ,harte
Währung' bezeichnen würde, allerdings
war die politische Situation in Italien –
zumindest bis vor kurzem – auch nicht
gerade sehr stabil; es gab hier seit dem
Zweiten Weltkrieg wohl mehr Regierungen
als am Gym. Rö. Ausgaben des EIERKOPFes.
Die mittlerweile kleinste Münze ist übrigens
50 L. wert; sollte sich – z. B. in
Supermärkten – ein Bruchteil von 50 L.
ergeben, wird dieser – je nach seiner Höhe
– auf- oder abgerundet.
Lucca, in L. gibt es eine Stadtmauer, auf die man um die ganze Stadt spazieren kann, einen Platz, auf dem sich ehemals ein Amphitheater befand, dessen Umriß – mehr aber auch nicht – noch zu erkennen ist, einen Turm, natürlich mehrere Kirchen und noch einen Turm. L.s größte Attraktion ist aber eigentlich der unter Briefmarken verewigte Postbeamte.
Montaione, ein ansonsten eher unbedeutsamer Fleck auf der Landkarte, war für eine Woche unser Zuhause und beherbergt den kleinsten uns bekannten coop (vgl. Supermärkte).
Nannini, während der Sohn als Formel-
Nudeleintopf à la fany empfehlen wir als
einfache, jedoch schmackhafte Mahlzeit für
alle Selbstversorger, nicht unbedingt nur
im Urlaub. Das Grundprinzip beruht immer
darauf, zunächst Nudeln wie gewohnt zu
kochen, dann das Wasser abzugießen –
stilecht nur unter Zuhilfenahme des Topfdeckels,
keinesfalls ein Sieb verwenden –
und schließlich Fertigsoße in den Topf dazuzukippen.
Da die Zubereitung dieses Essens wenig
Konzentration erfordert, kann man nie verhindern,
daß die Gedanken spazieren gehen
– z. B. zu fränkischen oder Thüringer
Klößen mit gerösteten Semmelbrocken in
ihrem Innern und nebendran eine bunt gefüllte
Rindsroulade!
Pinocchio, was in Deutschland der PUMUCKL,
ist in Italien der P. Überall kann
man P.-
Pisa, wendet man in P. einmal seinen
Blick vom schiefen Turm ab, fällt sofort
auf, daß es hier – wohl einzigartig in Italien
– tatsächlich weit mehr Fahrräder als
Vespas zu geben scheint. Und richtig,
wir befinden uns im von Kennern, die Artikel
für den EIERKOPF schreiben und
sich daher ständig billige Witze einfallen
lassen müssen, sogenannten ,Erlangen Italiens',
denn P. besitzt eine schnuckelige
kleine Universität, so daß auf knapp
100.000 Einwohner(innen) etwa 40.000 Studenten(innen)
kommen.
Folgt man nun der Spur der Copyshops,
so gelangt man schnurstracks ins recht
zentral gelegene Universitätsviertel, wo
man auch recht preisgünstig eine leckere
Pizza aus dem Holzofen verspeisen kann.
Wen es einmal dorthin verschlägt, der
kann auch gleich mal fragen, ob meine insalata
mista inzwischen fertig ist.
Mit etwas Glück verläuft man sich anschließend
und trifft so überraschenderweise
auf einen sauberen, palmenumsäumten
kleinen Park ganz ohne Neckermanntouristen,
oder auf eine Freiluftausstellung
von von Schülern bemalten Mülltonnen.
Pizza essen die Einheimischen laut Sprachführer nur abends, man bekommt sie unserer Erfahrung nach aber auch tagsüber in allen Variationen von Mikrowelle bis Holzofen, wobei letzterer in italienischen Pizzerien nicht so selten zu sein scheint, daß damit – wie etwa in Deutschland – groß geworben würde.
Porto, mal ganz abgesehen von der
gleichnamigen nordportugiesischen Provinzhauptstadt
am Douro beträgt das P. für
eine Postkarte oder einen Standardbrief
von Italien nach Deutschland bzw. jeden
beliebigen anderen EU-
Quittungen und Kassenzettel bekommt
man in Italien im Zweifelsfall auch für das
Trinkgeld an die Klofrau/
Reiseführer, wer wie wir ohne lebenden
R. reist, für den ist ein schriftlicher R.
nahezu unabdingbar. Wir entschieden uns
für zwei R. aus der Polyglott-
San Gimignano ist ein eher kleinerer Ort (7000 Einwohner). Dafür reiht sich hier Turm an Turm, um genau zu sein, sind es noch dreizehn Türme von ehemals 72, denn im Mittelalter wollte in S. G. ein jeder hoch hinaus. Eine gute und noch dazu kostenlose Aussicht hat man aber auch von der Burg aus, sehr empfehlenswert ist darüberhinaus das Kriminalmuseum.
Abb. 3: | zum Spaghettiplatz |
Schiefer Turm (Abb. 4), zwar ist der
S. T. zu Pisa weniger schief, seit
man 1993 nach mehreren sehr aufwendigen
und ebenso vergeblichen Stabilisierungsversuchen
auf die simple, aber wirkungsvolle
Idee gekommen ist, zu seinem
Fuße einfach einige Tonnen Blei zu deponieren,1)
dennoch macht er seinem Namen
nach wie vor hinreichend Ehre und ist aus
Sicherheitsgründen weiterhin weiträumig
abgesperrt.
Nebenbei bemerkt gibt's auf der Piazza
dei Miracoli (Abb. 3) – so benannt nach
dem weithin bekannten und beliebten Nudeleintopf
– für 2000 Lire noch einen
recht netten Dom, der innen etwas an eine
Moschee erinnert, und – wenn man zu
viel Geld hat – ab 8000 Lire auch noch
ein Baptisterium, ein Museum, einen alten
Friedhof und ähnliches zu sehen. Bereits
ab 6000 Lire bekommt man hingegen einen
beleuchtbaren s. T. aus Alabaster.
Da heißt es zugreifen!
Abb. 4: | die Piazza dei Miracoli in Pisa |
Sendefrequenzen, wer sich schon einmal
gefragt hat, wozu bei Radios mit Digitalanzeige
die zweite Dezimale im UKW-
Senso Unico, in ganz Italien wimmelt es von weißen Pfeilen auf blauem Grund, die auf einen mysteriösen S. U. hinweisen, den wir jedoch nirgends finden konnten. Vielleicht war er ja auch im Urlaub. Herzliche Grüße, falls Ihr ihn treffen solltet.
Abb. 5: | erste Ausfallerscheinungen nach dem Palio |
Siena, am bekanntesten in S. dürfte
wohl die Piazza del Campo, von den Einheimischen
kurz Campo genannt, sein.
Diese ist nicht nur wunderschön anzusehen
– gegebenenfalls von zugehörigen Torre
del Mangia (vgl. Turm) herab; hier
findet auch zweimal jährlich der Palio, ein
etwa 80 Sekunden dauerndes Pferderennen
mit 800jährigen Tradition statt, für
den eigens jede Menge Dreck auf den
Campo gekarrt wird und dem ein mehrtägiges
Klimbim vorausgeht. Jeweils zehn von
insgesamt 17 Stadtteilen, die alle nach
Tieren2) benannt sind, treten hier gegeneinander
an.
Die Gewinner sind denn auch jeweils
mächtig stolz und lassen in ihrem Siegestaumel
regelmäßig ihren Verstand zu Hause.
So kann es in den Tagen nach dem
Palio gut sein, daß man zunächst lauten
Trommelwirbel vernimmt und bei näherem
Hinsehen eine uniformierte Horde gänsefahnenschwingender,
schnuller- und nuckelflaschentragender,
ansonsten jedoch recht
gestandener Mannsbilder erblickt. (Abb. 5)
Abgesehen davon gibt es in S. aber
auch noch einen wirklich sehenswerten
Dom mit einem angegliederten Museum
(vgl. ingresso, uscita), einen Wochenmarkt
und natürlich das Nannini.
Sprachführer, der S., etwa der von der bereits erwähnten Firma mit dem großen L, bildet die unabdingbare Grundlage jeglicher Kommunikation des der Landessprache unkundigen Italienreisenden mit der einheimischen Bevölkerung. Auf knapp 300 Seiten werden die verschiedenen Bereiche des Alltags von »Smalltalk« über »Post und Bank« bis »im Ernstfall« abgehandelt, und auch ein kurzer Grammatikteil sowie ein kleines Wörterbuch (eher eine längere Wörterliste) sind enthalten.
Steckdosen, gibt es auch in Italien, man braucht allerdings einen Adapter. (vgl. Leihe)
Straßen, abseits von den auto- und superstrade
beträgt das generelle Geschwindigkeitslimit
theoretisch 90 km/h. Theoretisch
zum einen, weil wir, um dies zu erfahren,
eigens im Reiseführer nachschlagen
mußten, denn die von uns befragten
Einheimischen waren sich da nicht so sicher
(vgl. Fremdwörter), zum anderen,
weil man selten solche Geschwindigkeiten
erreicht, da die äußerst hügelige Landschaft
(vgl. Toskana) doch sehr auf die
Straßen durchschlägt, die eigentlich nur
aus Kurven – die glücklicherweise jedoch
zumeist ausgeschildert sind, worauf man
sich jedoch wiederum nicht verlassen sollte
– aus Serpentinen und Kuppen besteht,
für die es sogar ein eigenes Verkehrsschild
gibt, das wie eine einhöckrige Dromedarausgabe
von »unebene Fahrbahn«
aussieht – ein Sportfahrwerk ist auf dieser
Berg- und Talbahn dringend zu empfehlen.
Dafür sparen die Italiener sich das
Schild für Schlaglöcher und verwenden
stattdessen synonym Tempo-
Beliebt sind zudem Vorfahrtsraketen in
allen erdenklichen Formen und Ausführungen,
Kreisverkehre sowie dubiose Zusatzschilder
mit einem Pinsel, die offenbar auf
fehlende Fahrbahnmarkierungen hinweisen
sollen.
Supermärkte gibt es – meist an den
Ausfallstraßen und meist von coop. Drinnen
findet man allerlei Interessantes, z. B.
acqua minerale, cameo, Plastikhandschuhe
zum Aussuchen von Obst und Gemüse,
Pizza gekühlt, ungekühlt und tiefgekühlt,
jede Menge 3 für 2 und natürlich
alle Zutaten für den traditionellen
Nudeleintopf.
In den Innenstädten dominieren eher kleinere
Läden, die sich dort trotz oder gerade
aufgrund des Fehlen eines Ladenschlußgesetzes
(vgl. Fremdwörter) gehalten
haben.
superstrade sind Quasi-
Toskana, Landschaft in Mittelitalien mit
22.992 km2 und damit fünftgrößte der
zwanzig italienischen Regionen, ca. 3,5
Millionen Einwohner.
Landschaftlich hat die T. viel Abwechslung
zu bieten, oder wie der Reiseführer
es plakativ ausdrückt: »Schroffe Alpengipfel
von 2000 m Höhe im Norden wachen unmittelbar
hinter sandigen Badestränden am
Tyrrhenischen Meer …« Im Zentrum der T.,
wo wir uns zumeist aufgehalten haben,
war es jedoch in erster Linie äußerst hügelig
(vgl. Abb. 9 am Schluß dieses Artikels),
was sich auch auf die Straßen durchgeschlagen
hat.
Aus der T. stammen auch viele helle Köpfe,
beispielsweise die drei großen italienischen
Literaten ALIGHIERI, PETRARCA und
BOCCACCIO (vgl. Landessprache), insbesondere
aber auch GALILEO GALILEI und
natürlich LEONARDO DA VINCI.
Abb. 6: | standardisiertes Durchschnittspanorama (Siena) |
Turm, mindestens einen T. gibt es – von
San Gimignano mal ganz abgesehen – in
fast jeder toskanischen Stadt. Oben bietet
sich einem zwar ein herrliches Panorama,
nach dem dritten T. stellten sich bei uns
jedoch Déjà-
uscita heißt »Ausgang«. Während der Italiener viele Unzulänglichkeiten des menschlichen Daseins (vgl. Weißbrot) mit bewundernswertem Gleichmut erträgt, ist für ihn die Unterscheidung zwischen ingresso auf der einen und u. auf der sprichwörtlich anderen Seite elementar. Wir haben keine Sehenswürdigkeit, keine größeren Kirchen erlebt, bei denen ingresso und u. zusammengefallen wären. Dafür kann man aber auch zwei Personen beschäftigen, die die Eintrittskarten (vgl. Quittungen) verkaufen, mindestens eine dritte, die sie abreißt und ein oder zwei weitere, die aufpassen, daß auch wirklich niemand versehentlich die u. mit dem ingresso verwechselt.
Vespas – besser gesagt vespe – sind vor allem in den Städten Italiens das Standardfortbewegungsmittel für jung und alt (vgl. ältere Herrschaften), für arm und reich. Anders als bei uns ist es hier durchaus nichts Ungewöhnliches, einen Yuppie im Designeranzug mit einem Handy telefonierend auf einer V. anzutreffen. »Helmpflicht« zählt dabei allerdings zu den Fremdwörtern.
Abb. 7: | Sogar ein Fahrrad – mit einer »Kette« aus Leder – hatte LEONARDO erfunden; die Pläne dazu sind jedoch erst in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts wieder aufgetaucht. |
Vinci, der Ort V. widmet seinem größten
Sohn, Leonardo, der ein uneheliches
Kind war und sich daher einfach da V.
nannte (vergleichbar etwa mit HUBERT
VON GOISERN), gleich zwei Museen: Da
wäre zum einen das bzw. der Museo Leonardino
di Vinci, in dem Modelle von LEONARDOS
Erfindungen samt der zugrundeliegenden
Skizzen zu bewundern sind.
(Abb. 7) Man sieht dort sehr schön, wie
er an sehr verschiedenen Problemen, beispielsweise
dem Heben von schweren Lasten
oder dem Fliegen, immer wieder hin-
und herprobierte und sich verschiedene
Lösungsmöglichkeiten ausdachte. Das ganze
gäbe sicher auch ein wunderbares Physik-
Am liebsten möchte man überall herumkurbeln
und -ziehen, aber leider weisen
unzählige Schilder darauf hin, daß man
nichts anfassen darf. Wenigstens gibt es
dieses Mal Erläuterungen in vier Sprachen
(Italienisch, Englisch, Deutsch und Französisch),
wobei sämtliche Ähnlichkeiten zwischen
den verschiedensprachigen Ausführungen,
insbesondere zwischen der
deutschen und den drei anderen, allerdings
rein zufällig zu sein scheinen. Das künstlerische
Talent Leonardos wird hier leider
weitestgehend unterschlagen.
Abb. 8: | Wochenmarkt im Cascine- |
Weißbrot, eine einheimische Delikatesse,
auf die man in der Toskana zurecht
stolz ist. Jahrhundertelange Forschung auf
dem Gebiet des W.-
Dumm ist nur, wenn sich auf dem nach
bester deutscher Sitte gedeckten Frühstückstisch
nichts dergleichen, sondern –
neben dem W. – lediglich Butter, Marmelade
und Nutella® in einem Bugs-
Wochenmarkt (Abb. 8), in fast jedem größeren Ort gibt es einen W. und auf diesem üblicherweise zwar keine Wochen, sonst aber nahezu alles von Lebensmitteln über Haushaltsgeräte bis hin zu Kleidung zu kaufen.
faZit, etwas Interesse für Sehenswürdigkeiten
und Kunstschätze auch abseits des
Schiefen Turms und für die Landschaft
sollte man in die Toskana schon mitbringen,
denn für einen reinen Badeurlaub
lohnt sich die Reise nicht, da gibt es geeignetere
Alternativen.
WALLY möchte abschließend darauf hinweisen,
daß die Gegend auch für Interrailer
bestens geeignet sei, aber das ist
wohl ein Thema für sich.
CHRISTIAN möchte abschließend darauf
hinweisen, daß, wer sich durch einen
zehnseitigen Artikel quält, sicherlich auch
eine Fahrt in die Toskana psychisch verkraften
wird. Viel Spaß!
Abb. 9: | Zum Abschluß noch ein Stück Hügellandschaft in Montaione. Ciao! |
1) | Laut Stefan Schrauber
sind „die Bleigewichte […] nicht etwa eine simple Idee, den Turm abzustützen,
sie sind aus der Notwendigkeit heraus angebracht worden, […] schlimmere Folgen
(Umkippen) des Turmes nach mehreren Richtversuchen zu verhindern.
Mittlerweile befinden sich 900 Tonnen Bleibarren an der – ich glaube es
war die Südseite – einen Seite des Turmes. Man hat aber in diesem Jahr begonnen, den Turm mit der sogenannten Bodenextraktionsmethode zu stabilisieren. Er hat sich bereits bewegt, die angestrebte Zurückrichtung um 10 % wird aber noch ca. zwei Jahre [Stand 1999] dauern, und bei Abschluß der Arbeiten wird sich die Lebensdauer des Turmes um 300 Jahre verlängert haben.“ |
2) | Claudia Köhler, die selbst ein Jahr in Siena gelebt hat, präzisiert: Nicht alle Contraden [sind] nach Tieren benannt […], wenngleich auch auf allen Wappen Tiere abgebildet und das Symbol ihres jeweiligen Stadtbezirks sind. Eine der 17 Contraden heißt „Onda“, das bedeutet „Welle“ und abgebildet ist allerdings in der Tat ein Delphin. Eine andere Contrade wiederum heißt „Torre“, zu Deutsch „Turm“, auch wenn das Wappen, lo stemma, einen Elefanten darstellt, der auf seinem Rücken einen Turm trägt. |
3) | Hierzu noch ein Tip von Claudia Köhler: Übrigens, Briefmarken bekommt man auch heute noch wie damals beim „tabaccaio“ und nicht nur auf dem Postamt. Das ist vor allem dann gut zu wissen, wenn man bedenkt, daß die häufigen Streiks in Italien gar nicht so selten auch Postämter betreffen. Außerdem haben Tabakläden längere Öffnungszeiten. Aber dafür haben Sie es dann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht mit einem trantütigen Beamten zu tun, sondern mit einem gewieften Geschäftsmann, der zwar auch kein Englisch kann, Ihnen dafür aber drei Marken gibt und vier in Rechnung stellt |